Quelle: http://www.sandbothe.net/179.html
Prof. Dr. Mike Sandbothe
erschienen in: Die Wiederentdeckung der Zeit, hrsg. von Antje Gimmler, Mike Sandbothe und Walther Ch. Zimmerli, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1997. [weitere Informationen]
Die seit Mitte der achtziger Jahre zu verzeichnende erneute Hochkonjunktur des Zeitthemas hat zu einer unübersichtlichen Forschungslage geführt.Eine Vielzahl heterogener Zeitkonzepte und Zeittheorien stehen einander heute sowohl inter- als auch intradisziplinär unvermittelt gegenüber.1 Anders als die Zeitkontroverse, die in den ersten Dekaden des 20. Jahrhunderts geführt wurde, ist die aktuelle Zeitdebatte nicht mehr durch die Kluft gekennzeichnet, die zu Beginn des Jahrhunderts das physikalisch-naturwissenschaftliche vom philosophisch-geisteswissenschaftlichen Zeitverständnis schied. Statt dessen haben wir es mit einer disziplinen- und fächergruppenübergreifenden Gemengelage zu tun. Den Beiträgen zum vorliegenden Band ist gemeinsam, daß sie aus transdisziplinärer Perspektive versuchen, die Einheit des Zeitproblems inmitten der Pluralität divergierender Fragestellungen und Theorieentwürfe wiederzuentdecken.
Die Autorinnen und Autoren entwickeln auf der Basis einer kritischen Rekonstruktion der zeittheoretischen Auseinandersetzungen, die innerhalb der von ihnen vertretenen Disziplinen geführt werden, Verflechtungshorizonte zwischen philosophischen, soziologischen, biologischen, physikalischen und mathematischen Thematisierungen von Zeit. Dabei tritt die gegenständliche Frage: 'Was ist Zeit?' hinter die Reflexion auf die Bedingungen der Möglichkeit der wissenschaftlichen Thematisierung von Zeit zurück. Die darin zum Ausdruck kommende reflexive Wiederentdeckung des Zeitthemas basiert auf der Einsicht, daß die Einheit des Zeitdenkens nicht auf der Ebene des Bezugs zum gemeinsamen Gegenstand 'Zeit', sondern in der Analyse unserer sinnlichen, sprachlichen und pragmatischen Weisen der Zeiterzeugung zu suchen ist.2 Der paradoxen Entdeckung, daß Zeit nicht entdeckt werden kann, d.h. daß über Zeit nur so gesprochen werden kann, daß nicht direkt über Zeit gesprochen wird, geht der vorliegende Band in drei Themenfeldern nach.
Die Beiträge zum ersten Themenfeld, in dessen Zentrum Pragmatismus, Relativismus und Kontingenz stehen, diskutieren zeit-, wahrheits- und subjektphilosophische Konsequenzen einer pragmatischen Verzeitlichung des philosophischen Denkens, wie sie exemplarisch von Richard Rorty vertreten wird. In seinem Eröffnungsbeitrag Relativismus:Finden und Machen entwickelt Rorty die Grundzüge des von ihm im Rückgriff auf John Dewey vertretenen philosophischen Pragmatismus. Er tut dies, indem er die pragmatische Position von den relativistischen Zerrbildern abgrenzt, die deren Kritiker ihr vorhalten. Aus Rortys Sicht operiert der Pragmatismus sowohl im Bereich der theoretischen als auch im Bereich der praktischen Philosophie jenseits der repräsentationalistischen Opposition von korrespondenztheoretischem Realismus und konstruktivistischem Relativismus. Der Pragmatist stellt Rorty zufolge vielmehr gerade die Nützlichkeit der auf Platon zurückgehenden Unterscheidung von 'Finden' und 'Machen' in Frage, die der repräsentationalistischen Opposition zugrunde liegt. An deren Stelle setzt Rorty seine "anti-repräsentationalistische Auffassung"3, aus deren Sicht es als nützlicher erscheint, das Ziel menschlichen Untersuchens nicht länger als das theoretische Finden oder Machen der 'Wahrheit', sondern als die praktische "Koordination von Verhalten"4 zu bestimmen.
Barry Allen und Mike Sandbothe gehen in ihren Beiträgen den philosophischen Konsequenzen nach, die sich aus Rortys pragmatischer Wende für unser Verständnis von Zeit und Wahrheit ergeben.5 Allen rekonstruiert in seinem Beitrag Ewige Wahrheit: Rorty und Heidegger die von Aristoteles über Robert Grosseteste und Thomas von Aquin bis zu Martin Heidegger und Richard Rorty reichende Kritik am ontologischen Wahrheitsverständnis der platonisch-metaphysischen Tradition. Auf diesem Hintergrund stellt er die spezifische Differenz heraus, die Rortys pragmatische Verzeitlichung der Wahrheit von Heideggers fundamentalontologischer Temporalisierungsstrategie unterscheidet. Heidegger konzipiere Wahrheit erneut ontologisch, indem er sie als 'Lichtung' des Seins interpretiert, die "durch den spezifischen temporalen Charakter menschlicher Existenz ermöglicht wird."6 Rorty aber zeige im Rekurs auf die Wahrheitstheorie Alfred Tarskis, die er mit Quine und Davidson nominalistisch interpretiert, "daß Wahrheit gegenüber dem Sein des Seienden gleichgültig sei."7 Im Unterschied zu Rorty, der auf diesem Hintergrund eine explizit ethnozentrische Reformulierung von Tarskis Konvention T für notwendig hält, schlägt Allen vor, Tarskis Formulierung beizubehalten und die ethnozentrische Relativierung metasprachlich nachzutragen.
Sandbothe wendet das von Allen für den Wahrheitsbegriff explizierte pragmatische Verzeitlichungsverfahren auf den Zeitbegriff selbst an. In seinem Beitrag Die Verzeitlichung der Zeit in der modernen Philosophie situiert er die pragmatische Verzeitlichung der Zeit im Rahmen dreier Grundtendenzen, durch welche die aktuelle Zeitphilosophie charakterisiert sei. Den ontologisch ausgerichteten Tendenzen zur Vereinheitlichung und zur Pluralisierung der Zeit stellt er die pragmatisch akzentuierte Tendenz zur Relativierung und Historisierung der Zeit gegenüber. Letztere rekonstruiert er philosophiehistorisch anhand der für die Moderne kanonischen Zeittheorien von Kant und Heidegger. Für Kant zeigt Sandbothe, daß sich der von diesem in der Transzendentalen Ästhetik der Kritik der reinen Vernunft exponierte transzendentalphilosophische Zeituniversalismus aus der Perspektive der Transzendentalen Logik erkenntnistheoretisch relativieren läßt. In seiner Heidegger-Interpretation arbeitet Sandbothe einen nicht mehr epistemologisch, sondern pragmatisch bestimmten Zeitrelativismus heraus, den er als tragfähige Grundlage für die zukünftigen Aufgaben "einer philosophisch fundierten transdisziplinären Zeitforschung"8 auszuweisen versucht.
Eine Kritik der "neueren kontingenzphilosophischen Ansätze"9 formuliert Dieter Sturma in seinem Beitrag Die erweiterte Gegenwart. Kontingenz, Zeit und praktische Selbstverhältnisse im Leben von Personen. In Sturmas Augen führt Rortys neopragmatische Apologie des uneigentlichen Daseins zu einer "Vorrangstellung der unmittelbaren Gegenwart".10 Das zeigt Sturma anhand von zeittheoretischen Parallelen, die er zwischen Rortys "Subjektkritik"11 und Derek Parfits kontingenzphilosophischer Analyse personaler Zeitverhältnisse freizulegen versucht. Die Gemeinsamkeit von Parfit und Rorty bestehe darin, "daß beide die Übergänge zwischen Zukunft, Gegenwart und Vergangenheit von jeglichen Verbindlichkeiten freihalten".12 Dem kontingenzphilosophischen Vorrang der unmittelbaren Gegenwart stellt Sturma die kontinuitätstheoretische Metapher einer "erweiterten Gegenwart" entgegen. Die erweiterte Gegenwart verweise als temporale Entsprechung der Identität des Selbstbewußtseins über die Zeit hinweg auf die "Möglichkeit, in praktischen Selbstverhältnissen Kontingenz zu transzendieren".13
Das zweite Themenfeld des vorliegenden Bandes präsentiert unter dem Titel Selbstorganisation, Konstruktion und Realität Grundpositionen, die in Auseinandersetzung um die Bedingungen der Möglichkeit der Thematisierung von Zeit in Physik, Mathematik, Biologie und Philosophie vertreten werden. Ilya Prigogine wendet sich in seinem Beitrag Zeit, Chaos und Naturgesetze gegen die - etwa von Boltzmann (und in gewisser Hinsicht auch von Einstein) - vertretene "Schizophrenie" der "Vorstellung, daß wir es seien, die den Fluß der Zeit erschaffen, daß wir die Väter der Zeit seien und nicht, wie es offensichtlich ist, die Kinder der Evolution".14 Die Physik der Nichtgleichgewichtsprozesse und die Theorie der Instabilität dynamischer Systeme führen nach Prigogine zur Einsicht, daß die Eigenschaft der Irreversibilität plötzlich hervortrete und mit den herkömmlichen mathematischen, insbesondere geometrischen Modellen nicht mehr erfaßt werden könne. Da die "mikroskopische Welt eine Welt instabiler dynamischer Systeme" ist und "Instabilität zum Pfeil der Zeit" führt, kommen wir nach Prigogine dem Verständnis einer Grundeigenschaft der uns umgebenden physikalischen Welt näher: "ihrer Vielfältigkeit". Die zugehörige physikalische Beschreibung bringt "auf allen Ebenen ein narratives Element ins Spiel".15 Das hat Konsequenzen für die Kosmologie: unser Universum könnte als Teil eines Meta-Universums gedacht werden, das eine ganze Anzahl von Universen umfaßt: "Zeit besäße dann keinen Ursprung mehr".16
Marie-Luise Heuser schließt sich in ihrer wissenschaftshistorischen Fallstudie zu Mathematik und Zeit im 19. Jahrhundert der Einschätzung Prigogines an, es bedürfe zur Modellierung des Zeitpfeils in der Physik einer neuen Mathematik, zumal einer neuen Geometrie. Die These, die sie in expliziter Absetzung von Bergsons Verdikt gegen die Unfähigkeit der Mathematik, Dynamik und Freiheit wiederzugeben, mit ihren historischen Beispielen belegen will, lautet: "Kreativität und somit die 'schöpferische Zeit'" hat "etwas zu tun mit der Erzeugung von Räumen, bzw. mit der Erzeugung von organisierten Raum-Zeit-Mannigfaltigkeiten".17 Anknüpfend an die 'dynamistische Naturphilosophie' der Romantik diskutiert Heuser das morphogenetische Konzept der 'Combinationslehre' Justus Grassmanns, die 'Ausdehnungslehre' von dessen Sohn Hermann Grassmann sowie die 'Mannigfaltigkeitslehre' Bernhard Riemanns. Aus dieser Darstellung resultiert nach Heuser, "daß im Kontext dieser Theorien 'Zeit' nicht mehr als externer Parameter aufgefaßt wurde, sondern als intrinsische Eigenschaft in die mathematische Darstellung mit einging".18
Die scheinbar diametral entgegengesetzte These zu Prigogine vertritt Humberto R. Maturana. Während Prigogines Selbstorganisationstheorie der Zeit auf realistischen Fundamenten ruht, wehrt Maturana in seinem Beitrag Die Natur der Zeit die Annahme, Zeit könne als eine Art unabhängiger Entität oder Dimension der Natur behandelt werden, a limine ab: "Ich halte eine solche Sichtweise für völlig unangemessen, weil ich denke, daß alles, was und worüber wir Menschen sprechen, Relationen sind, die aus unserem Operieren in Sprache als einem geschlossenen Bereich rekursiver konsensueller Koordinationen von Verhalten hervorgehen".19 Leben findet nicht "in der Zeit statt"20, sondern im instantanen Jetzt, zu dem Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ebenso als erklärender 'Hintergrund' hinzuerfunden werden wie Zeit als zweiter 'Hintergrund' hinzuerfunden wird, um Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu erklären. Nach einem kurzen Durchgang durch seine radikalkonstruktivistischen Bestimmungen von 'Leben', 'Sprache' und 'Kognition' zeigt Maturana auf, daß und wie die Vorstellung von 'Zeit' als Abstraktionsprodukt menschlicher Tätigkeiten entsteht, das dann auch in den Wissenschaften, z.B. in der Physik verwendet und definitorisch präzisiert wird. Damit ist jedoch der unvermeidliche Anschein einer eigenständigen Entität verbunden. Die entscheidende Schwierigkeit besteht Maturana zufolge allerdings nicht darin, sondern in der unbewußten "Verwendung des Begriffs der Zeit als eines Erklärungsprinzips, was der Zeit mit aller Selbstverständlichkeit einen transzendentalen ontologischen Status verleiht".21
In welchem Sinne man dennoch nicht nur von der 'Natur der Zeit', sondern vielleicht auch von einer 'Zeit der Natur' sprechen könne, versucht Walther Ch. Zimmerli in seinem Beitrag über Zeit als Zukunft zu zeigen. Während Prigogine mit dem menschlichen Dasein endet, für das Zukunft ebenso ungewiß sei wie für die Natur, die wir beschreiben, und wenn Maturana die Verwurzelung der Abstraktionen 'Vergangenheit', 'Gegenwart', 'Zukunft' und 'Zeit' in menschlichen Tätigkeiten betont, geht Zimmerli umgekehrt von der Differenz zwischen dem Zeitpfeil und den 'Zeitekstasen' des menschlichen Daseins aus. Anders als Maturana siedelt er Leben, sofern es als bewußtes menschliches Leben verstanden wird, nicht im Jetzt, sondern mit den Existenzphilosophen in der Zukunft an und zeigt, was es auch bezüglich der Physik bedeutet, daß 'Zeit' sensu stricto als 'Zukunft' zu verstehen ist. Was nämlich weder Prigogine noch Maturana bedenken, ist die modale Bedeutung von 'Zukunft': Zukunft ist das Mögliche, das eben deswegen immer im Plural auftreten muß. Daher hängt Zukunft von Freiheit, diese aber wieder von Kausalität ab. Nach Zimmerli geht es Prigogine darum, eine Theorie zu formulieren, "die nicht Kausalität durch Freiheit, sondern Freiheit durch Kausalität erklärbar macht".22 Zimmerli selbst geht allerdings noch einen Schritt weiter, indem er die Produktion von Zukunft auf die technologische Welt, die Technikfolgenabschätzung und das Mensch-Maschine-Tandem ausdehnt: "Zeit als Zukunft ist Nichtswissens-Management".23
Das dritte Themenfeld Dekonstruktion, Gerechtigkeit und Institution befaßt sich mit den Zeitsignaturen sozialer und politischer Zusammenhänge, in denen die Verflechtungen, die zwischen individuellen und kollektiven, konstruierten und vorfindlichen Zeitstrukturen bestehen, in concreto hervortreten. Einen dekonstruktiven Zugang zum Problem der "ursprünglichen Zeitkonstitution"24 wählt Robin Durie in seinem Beitrag Die Spur und der Rhythmus. Seine zeittheoretische Interpretation des Rhythmus verweist auf einen Ursprung von Zeitlichkeit, der jenseits von Sein und Werden, von Inhalt und Form anzusiedeln sei. An klassischen Autoren wie Platon, Demokrit, Nietzsche, Husserl, Freud und Derrida zeigt Durie, wie die "unterdrückte Geschichte des Rhythmus"25 der Vergegenständlichungstendenz opponiert, die für das traditionelle Zeitdenken charakteristisch sei. Die in der platonischen Tradition stehenden Versuche der Ontologisierung der Zeitkonstitution verfehlen - wie Durie am Beispiel des Weltentstehungsmythos im Timaiosdialog darlegt - die spezifische Zeitlichkeit dieser Konstitution, die Durie im Rekurs auf Derrida durch den Begriff der 'Chora' zu umschreiben versucht. Mit dem Begriff der Chora sei das traditionelle Zeitdenken und seine "metaphysische Geschlossenheit"26 in Frage gestellt. Eine Wiederentdeckung der Zeit hat aus der Sicht Duries der Spur zu folgen, die der Rhythmus als "Differenzierungsbewegung, in der nichts differiert"27 hinterläßt.
Anne Norton untersucht in Zeit und Begehren die Wechselbeziehung von personaler Identität, politischen Gemeinschaften und Verantwortung in der Zeit. Als zentralen Aspekt von Zeit arbeitet sie deren "Partikularität"28 heraus. Zeit ist aus dieser Sicht als Grenze und zugleich als Ermöglichung der von Norton körperhaft gedachten Identität zu beschreiben, die im auf die Zukunft gerichteten Begehren ihre eigene Gegenwart gerade verfehlt. Zeit erscheint in der Ökonomie des Begehrens daher immer als 'noch-nicht'. Das darin zum Ausdruck kommende Wechselspiel von Zeitaffirmation und Zeitnegation interpretiert Norton als eine "fortwährende konstitutionelle Dialektik"29, die sich sowohl in individuellen als auch in kollektiven politischen und ideologischen Abgrenzungen zeige. Aus dieser Perspektive verdränge die auf zukünftiges Wissen setzende Verantwortungsethik die Partikularität der Zeit und des menschlichen Wissens: "Die Ethik der Verantwortung (...) ist für partikulare, sich ständig verändernde und aporetische Verhältnisse ungeeignet".30 Norton plädiert aufgrund dieser zeittheoretischen Ethik-Diagnose für eine zeitsensible Gerechtigkeit der Freundschaft und des Großmutes, die eine a-zeitliche und unparteiliche Gerechtigkeit übersteigt.
Einem anderen Aspekt der Verfassung sozialer und politischer Zeitstrukturen fragt Antje Gimmler nach, indem sie das Verhältnis von Zeit und Institution analysiert. Dabei geht sie von einem doppelten Verweisungsverhältnis aus, in dem Zeit und Institution zueinander stehen. Einerseits sei Zeit selber nur sozialkonstruktivistisch als schon institutionalisierte Zeit zu verstehen. Dies verdeutlicht Gimmler im Rekurs auf ethnomethodologische Reflexionen und Untersuchungen zu kollektiven Zeitstrukturierungen, wie sie Maurice Halbwachs vorgelegt hat. Andererseits seien Institutionen als "Zeitspeicher"31 in besonderem Maße geeignet, soziale und politische Verhältnisse der Zeit und der Veränderung zu entziehen. Die durch Institutionen hervorgebrachte Kontinuität sei allerdings auf die soziale Reproduktion und daher auf handelnde Individuen angewiesen. Für die Institutionalisierung von Diskursen, wie sie das deliberative Demokratiemodell von Jürgen Habermas vorsieht, zeigt Gimmler, in welcher Weise der ideale, nichttemporale Horizont der Verständigung gerade in einem Konfundierungsverhältnis mit der im Binnenraum der Institution sich vollziehenden "Dialektik von Kontinuität und Diskontinuität"32 steht.
Die Beiträge zum vorliegenden Band sind aus Vorträgen und Diskussionen des Ersten Bamberger Philosophischen Meisterkurses über Die Wiederentdeckung der Zeit hervorgegangen, der im Juni 1993 an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg stattfand. Die von den Herausgebern wissenschaftlich vorbereitete und organistorisch betreute Veranstaltung bestand aus einer Tagung, die sich an die Öffentlichkeit wandte, und einem Workshop, der im engen Kreis stattfand. Die Ergebnisse der Tagung sind unter dem Titel Zeit-Medien-Wahrnehmung 1994 publiziert worden.33 Die Resultate des Workshops bilden die Grundlage für den vorliegenden Band. Wir danken den Teilnehmerinnen und Teilnehmern am Ersten Bamberger Philosophischen Meisterkurs für ihr Engagement und für die freundschaftliche und zugleich intensive Arbeitsatmosphäre, durch die die Veranstaltung vom ersten Tag an geprägt war. Den Autorinnen und Autoren des vorliegenden Bandes gilt darüber hinaus unser Dank für die Bereitschaft, ihre Beiträge für die Publikation weiter auszuarbeiten, und für ihre Geduld angesichts des leider nicht schneller zu bewerkstelligenden Übersetzungs- und Editionsgeschäftes. Schließlich bedanken wir uns bei der Fritz Thyssen Stiftung und der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft für ihre finanzielle, bei der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft darüber hinaus für ihre wertvolle organisatorische und ideelle Unterstützung bei der Durchführung der Tagung und bei der Publikation der Ergebnisse.